Die Jungfrau hat gerufen und 4000 sind gekommen. Unter ihnen auch Renè und Udo. Renè hatte sich ja vor 2 Jahren verletzt und musste seinen Startgutschein einlösen und Udo wollte beim schönsten Marathon der Welt mal die Berge sehen. Vor 2 Jahren war auf der Strecke die Sichtweite durch den Nebel nur bei 10 Meter.
Udo ging auf Nummer sicher und reiste mit seiner Gattin bereits eine Woche früher an. Bei Sonnenschein konnte er sich ansehen, wovon die Läufer immer erzählt hatten, Bergpanorama von atemberaubender Schönheit.
42,195 km, 1.829 Höhenmeter und 4.000 Startplätze, welche jedes Jahr ausverkauft sind. Das sind die Zahlen, die den Jungfrau-Marathon besonders machen. Doch nicht nur diese Zahlen, sondern auch die wunderschöne Umgebung, die es auf der ganzen Strecke – als Zuschauer und Läufer – immer wieder zu bestaunen gibt, lassen die Herzen höher schlagen. Natur pur!
Am Start in Interlaken lässt sich das Ziel bereits erahnen. Der Blick zu der Jungfrau, welche zum berühmten Dreigestirn der Alpen «Eiger, Mönch und Jungfrau» gehört, gibt die Richtung vor. Der Jungfrau-Marathon führt durch viele wechselnde Szenarien – am schönen Brienzersee entlang, durch traditionelle Bergdörfer und schliesslich an einer fantastischen Bergkulisse vorbei. Die einmalige Stimmung, welche auf der ganzen Strecke von Fahnenschwingern, Alphornbläsern und Trychlern unterstützt wird, macht diesen Lauf zu einem faszinierenden Ganzen.
Interlaken liegt zwischen Brienzer See und Thuner See und dient vielen Urlaubern als Sprungbrett nach Grindelwald und Lauterbrunnen, vor allem aber zur Bahn auf das Jungfraujoch, zum mit 3454 m höchsten Bahnhof Europas.
Der Startbereich liegt genau zwischen dem mondänen, über 150 Jahre alten Grand Hotel Victoria Jungfrau und der Wiese mit dem Zelt. Viele Zuschauer säumen
die Strecke. Schon jetzt spürt man, dass es heute ein wohl fast trockenener Tag wird.
Fotos: https://www.runnersworld.de
Bei bestem Laufwetter ging es dann am Samstag auf die Strecke.
Einige Gleitschirmflieger landeten auf der Wiese der sogenannten Höhenmatte, dann ging es pünktlich um 8:30 Uhr los. Zuerst liefen wir eine 3-Kilometer Runde durch Interlaken. Die Stimmung auf und neben der Strecke ist hervorragend. Schon hier stehen viele Menschen mit Glocken am Straßenrand.
Kurz darauf folgte bereits das Ufer des Brienzersee.
Die Stimmung in den Dörfern ist sehr gut, nach wie vor mit vielen Glocken und Musikern und Anwohnern, die auch nach 27 Jahren noch begeistert die Läufer anfeuern. Auch in Gsteigwiler fühlten wir uns sehr willkommen. Blumengeschmückte Gärten, schöne Holzhäuser, Obstwiesen - noch ist die Umgebung nicht besonders alpin, aber manchmal erahnten wir die Jungfrau in den Wolken vor uns.
Bis Kilometer 26 mussten „nur“ 300 Höhenmeter überwunden werden und sowohl bei Renè, als auch bei Udo lief es sehr gut.
Dann kam ein Abschnitt, wo auf 2km ca. 400 Höhenmeter bewältigt werden mussten. Das war die erste richtige Herausforderung. Es war Wandern statt Laufen angesagt.
Diese Serpentinen werden von vielen "Die Wand von Wengen" genannt. Deshalb läuft seit Jahren in entsprechender Lautstärke Pink Floyds "Another Brick in the Wall" als Endlosschleife schon im Tal, als auch über zahlreiche Lautsprecher während der Wand und motiviert auch die Teilnehmer, die hier erschöpft am Geländer lehnen oder auf dem Boden sitzen.
Udo hatte große Probleme und änderte sein Vorhaben unter 6 Stunden zu bleiben in „im Zeitlimit bleiben“ um. Dann war diese erste große Anstrengung geschafft.
Vor und nach Wengen konnte man längere Passagen Laufen. Renè hatte gute Beine und ließ sie
laufen.
Fotos: https://www.runnersworld.de
Am Verpflegungspunkt Wixi war Udo locker im Limit und ab da ist ein Laufen aufgrund der Wege eh nicht mehr möglich. Es bot sich ein fantastisches Bild. Eine endlose Schlange die den steilen Berg in Serpentinen hoch steigt vor einem und eine genauso lange Schlange hinter einem. Der Wettergott hatte mit den Läufer Erbarmen und entgegen aller Voraussagen nieselte es ab und zu nur kurz und da jeder eine Jacke dabei hatte, waren die Temperaturen erträglich.
An der Endmöräne, dem höchsten Punkt der Strecke, wurden die Läufer von 2 Dudelsackspielern begrüßt. Von da ab ging es die
letzten 2 Kilometer bis ins Ziel eigentlich nur noch bergab. Durch den Schnee am Vortag war die Strecke verschlammt, was so manchen Läufer noch zum Verhängnis wurde. Die Gesichter mancher Läufer schienen vor Begeisterung zu leuchten, in anderen lasen wir völlige Erschöpfung, bei uns vereinten sich beide Zustände zu einer
euphorischen Kraftlosigkeit.
Überglücklich und nach 1.829 Höhenmetern total erschöpft lief Renè nach fantastischen 4:31 h über die Ziellinie. Udo brauchte
etwas länger, hatte aber bei seinem Zieleinlauf sogar Sonnenschein. Insgesamt absolvierte Udo seinen 11. und René seinen 43. Marathon. In der PSV Highscore kommt der PSV nunmehr auf 200 erfolgreiche Marathonteilnahmen.
In den nächsten Tagen steht Erholung auf dem Plan, wobei Renè und Chef Ende des Monats schon Berlin im Blick haben.
Als Fazit kann man festhalten, dass so eine Jungfrau zu besteigen ein ganz schweres Stück Arbeit ist!
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